Die Stadt der Schulen

Im 13. Jahrhundert bestand für höheres Wissen ein Bildungsmonopol der Geistlichkeit. Es war daher durchaus eine Besonderheit, daß die Stadt Liegnitz 1308 auf ihren Antrag hin von Bischof Heinrich I. von Würben in Breslau die Erlaubnis zur Gründung einer Gelehrtenschule mit weltlichen Lehrern erhielt. Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz war damit die älteste höhere Schule Schlesiens außerhalb Breslaus und eine der ältesten in Deutschland. Ihre Tradition führt das Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal fort.

Schulen und der Schulung dienende Gebäude zu deutscher Zeit waren u. a. mit einer kleinen Auswahl von Bildern aus früherer Zeit mit Gegenüberstellung etwa von heute

Auguste-Victoria Lyzeum    Bilsestr. 8 (Hindenburgplatz)

Carthaus oder Lutherschule    Uferstr.

Dänemarkschule    Haynauer Vorstadt

Dornbuschschule     Jauerstr.

Elisabethschule    Steinmetzstr. 8-10

Evangelisches Realgymnasium     Baumgartstr. 4

Grünschule /Hagschule               Grünstr. Ecke Jochmann Allee   

Hans-Schemm-Schule   Breslauer Str. 211                         

Hedwigschule    Piastenstr. Ecke Steinmarkt

Herzog-Heinrich Schule (Städt. Wilhelm-Oberrealschule)    Klosterplatz 7

Jesuitenschule   Kohlmarkt

Koischmiedersche Anstalten    Weißenburger Str.  ]

Koischwitzer Schule  Koischwitzer Str. (Pestalozzi und Eichendorffschule)

Landwirtschaftsschule    Wilhelmstr. 32

Lehrerseminar    Moltkestraße

Provinzial Taubstummenanstalt   Haynauer Str 96 – 110

Ritterakademie (Johanneum)      Haynauer Str. 1, 3 und 5            

Ritterschule    Ritterstr.

Schule am Friedrichsplatz    Baumgartstr.

Seminarübungsschule    Baumgartstr.

Städtische Mittelschule    Moltkestr. 26

Steinwegschule   Bolkostr.

Töpferbergschule  Glogauer/Ecke Bunzlauer Str.

Nachdem die Schule lange in einem Holzhaus untergebracht war, baute die Stadt 1581 ein steinernes Gebäude mit einem Renaissanceportal. Es blieb erhalten. Im Jahre 1826 zog die Schule in das ehemalige Benediktinerinnenkloster um. Die Zahl der Schüler aber wuchs, so daß von 1865 bis 1867 für 120 000 Taler ein prächtiger neoklassizistischer Bau mit 80 Räumen errichtet wurde. In den dreißiger Jahren wurde die Anstalt zum Realgymnasium umgestaltet und 1937 in das Benediktinerinnenkloster zurückverlegt. Dort war seit 1880 die 1866 gegründete Oberrealschule für Jungen untergebracht. Beide Schulen wurden vereinigt und erhielten ein Jahr später den Namen "Herzog-Heinrich-Schule, Oberschule für Jungen"

Eine zweite Schule mit großer Geschichte war das "Johanneum". Noch während des Dreißigjährigen Krieges gründete Herzog Georg Rudolf von Liegnitz, Brieg und Wohlau 1646 mit seinem eigenen Gelde das St.-Johannis-Stift als Lateinschule für evangelische Lehrer und Schüler. Der Besuch war unentgeltlich und für Arme und Reiche bestimmt. Im Jahre 1708 wurde die Stiftschule in eine Ritterakademie für den schlesischen Adel beider Bekenntnisse, einer universitätsähnlichen Lehranstalt nach Vorbild der Wiener Ritterakademie, umgewandelt. Etwa 400 Schüler lernten an der Akademie.

Der Lehrbetrieb erfolgte zunächst unter recht beengten Verhältnissen in Gebäuden des Johannisstifts, dann wurde von 1726 bis 1735 mit der Ritterakademie ein neues repräsentatives Gebäude errichtet. Als die Preußen kamen, wurde die Anstalt 1741 preußische Ritterakademie. Schüler aus dem Bürgertum wurden aber zugelassen. Schließlich war die Akademie aber eher eine Schule. Im Jahre 1811 wurde die einstige Ritterakademie ein Gymnasium, das 1901 verstaatlicht wurde und 1903 den Namen "Gymnasium Johaneum" erhielt. Ab 1938 war es eine staatliche Oberschule für Jungen. Das Internat aber blieb als Ritterakademie erhalten.

Die "August-Viktoria-Schule" war nach der Gattin des letzten deutschen Kaisers benannt. Sie ging hervor aus der privaten Töchterschule der Frau Luise Kretschmar. Ab 1855 wurde sie "Städtische Höhere Töchterschule" genannt. Die Schule wurde 1868 von der Regierung als öffentliche Lehranstalt anerkannt, und ein Seminar zur Ausbildung von Lehrerinnen und Erzieherinnen wurde angeschlossen. Im Jahre 1912 wurde die höhere Töchterschule ein Lyzeum; die Mädchen konnten nun Abitur machen.

Die "Koschmiedersche Anstalt" war ein privates Lyzeum, benannt nach Frau Elisabeth Koschmieder. Seit 1928 hieß das Unternehmen mit Internat "Elisabethschule". Hier konnten Mädchen das Abitur machen und sich zur Lehrerin und Kindergärtnerin fortbilden. Außerdem war eine Haushaltsschule angeschlossen. In den Jahren 1936 bis 1938 wurde die Schule aufgelöst. Der Teil Haushaltsschule wurde in die Auguste-Viktoria-Schule überführt.

Im Jahre 1873 wurde eine "Landwirtschaftsschule" gegründet, die zur mittleren Reife führte. Die Schule wurde zuletzt "Höhere Landwirtschaftsschule" genannt. Außerdem gab es noch eine Landwirtschaftsschule des Bauernverbandes.

Der Liegnitzer Arzt Wilhelm Karger versuchte 1704 erstmalig in Deutschland, Taubstummen eine Verständigungsmöglichkeit zu schaffen. Im Jahre 1831 wurde in Liegnitz eine Privatschule für taubstumme Kinder gergündet. Daraus entwickelte sich die Taubstummenanstalt und das Taubstummenheim. Letztlich nannte sich die Institution "Landes-Gehörlosenschule".

Es gab noch eine Mädchen- und Knaben-Mittelschule, dazu Berufs- und Fachschulen, wie eine Handelsschule mit mittlere Reife und eine Höhere Handelsschule. Täglich fuhren Hunderte von auswärtigen Schülern nach Liegnitz zum Unterricht in allen Arten von Schulen.